Ein Multiplikator*innen-Workshop der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) in Kooperation mit der Fachhochschule des BFI Wien im Rahmen des Projekts „Diversität und Soziale Kohäsion in der Europäischen Union“
Vielfalt, Diversity, Verschiedenheit, Differenz, interkulturell, transkulturell – die letzten Jahrzehnte brachten Begriffe mit sich, die allesamt auf den aktuellen Zustand der nationalstaatlich verfassten Gesellschaften verweisen, dass diese nämlich entgegen der seit Jahrhunderten währenden Annahme keineswegs kulturell homogene, sozial einheitliche Gebilde darstellen. Im Gegenteil scheint Diversität deren gegenwärtiges Wesensmerkmal zu sein. Dieser Befund geht in die Frage über: Wie sollen wir mit der Diversität umgehen, damit einerseits Grundwerte wie Gleichheit und Gerechtigkeit nicht verletzt werden, andererseits aber das soziale Gefüge nicht auseinanderbricht?
Bevor sich die Öffentlichkeit dieser Frage annimmt und in partizipativen Debatten nach Antworten sucht, muss freilich der erste Schritt erfolgt sein – das Anerkennen und Bewusstwerden des Befundes selbst, dass nämlich unsere Gesellschaften durch Diversität gekennzeichnet sind. Davon sind wir allerdings noch weit entfernt. Verschiedenheit wird heute im öffentlichen Kontext eher als Problem begriffen und dargestellt. In den meisten Medien kommen „fremde Kulturen“ und „abweichende Lebensstile“ als Gefahr oder Skandal vor. Vor allem (aber nicht nur) rechtspopulistische Parteien und Politiker*innen rufen zur Abwehr gegen die „Überfremdung“ auf und vermitteln ein reaktionäres Bild von „Differenzen“, etwa in Gender-Verhältnissen. Der Stammtisch seinerseits dient zugleich als Schmiede und Vortragsbühne für menschenfeindliche Parolen…
Bildung, zumal politische Bildung, kann dazu beitragen, diesem Prozess der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ Einhalt zu gebieten. Ideologien, die nicht nur Inhalte transportieren, sondern auch Affekte und Emotionen hervorrufen, kann jedoch ein aufklärerischer Gegendiskurs in der Bildung nicht allein aufhalten. Es bedarf besonderer didaktischer Anstrengungen, Diversität als Wesensmerkmal unserer Gegenwart bewusst zu machen, gerechte und friedliche Formen des Umgangs mit Verschiedenheit herauszuarbeiten und mit erprobten Strategien den „Stammtischparolen“ Paroli zu bieten. Der Workshop stellt dafür einen Raum bereit.
Entlang folgender Arbeitsschritte wird der Workshop durchgeführt:
– Kennenlernen anhand einer Übung
– Aktivitäten zur Konfrontation mit den Fragen: kollektive Identitäten / Chancengleichheit / strukturelle Hindernisse & Diskriminierungen
– Input: Differenz / Identität / Gleichheit / Diskriminierung
– Gemeinsame Definition von „Stammtischparolen“ (STP) & Sammeln von diesen
– Simulationen anhand gemeinsam ausgewählter STP
– Strategien und Argumente gegen STP
– Input: Vorurteile, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, kognitive Dissonanz
– Auflistung der Umgangsformen mit Diversität und Differenz
– Leitbild für eine differenzbewusste (politische) Bildung und deren Methoden zur Umsetzung und Vermittlung.
Workshopleitung:
Sonja Luksik, MA, Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung, Politikwissenschafterin
Dr. Hakan Gürses, Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung, Philosoph
Prof.in (FH) Dr.in Stefanie Wöhl, Jean Monnet Chair „Diversity and Social Cohesion in the European Union” an der FH des BFI Wien
Zielgruppe:
Studierende und Lehrende der FH; Lehrer*innen und Erwachsenenbildner*innen und NGO-Mitarbeiter*innen
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.
Mit freundlicher Unterstützung des EU ERASMUS+ Jean-Monnet-Professur-Programms.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Aktionstage Politische Bildung 2022 statt.