Erst nach Jahren im Exil. Über alles sprechen. Tastend. Wie die entfesselte Gewalt vermitteln, wer will, wer kann die Schilderungen von Folter hören. Wie damals im Gefängnis verschlüsselt kommuniziert wurde, in Pullover eingestrickt als Muster, in Fußbewegungen vor Gericht, in der Anordnung des zurückgeschickten Essens während des Hungerstreiks.
Sprechen müssen, gehört werden wollen. Flüstern, leise sprechen, viele Jahre lang, allmählich lauter werden, über Widerstand sprechen, endlich, in jeder Lautstärke. Überlebt haben, Zeugnis ablegen. Yeter Güneş hat in den 1980er Jahren als Jugendliche und junge Erwachsene gegen die Militärdiktatur in der Türkei gekämpft und wurde 6 Jahre im berüchtigten Mamak Gefängnis in Ankara inhaftiert und gefoltert. Bis heute wird sie in der Türkei der Gezi- und anderer widerständiger Gruppen als Vorbild, Heldin und Kämpferin verehrt.
Zeitzeug:innen und ihre Erzählungen sind der unmittelbarste Weg zur Begegnung mit Geschichte von Faschismus und Unterdrückung. Allerdings scheitert die Erzählung häufig an der Intensität der Erfahrungen. Auf der Suche nach Sprache für das schwer Vermittelbare greift Yeter Güneş 6 Jahre / Altı yıl Zeichen und körperlichen Ausdruck auf um fragmentierend in animierten Farben und Formen auf zusätzliche Ebenen hinzuweisen.
Ein Film von Yeter Güneş, Lilly Axster, Bernadette Dewald und Louis Hofbauer
76 min. Türkisch / Deutsch MU
In Anwesenheit der Protagonistin und der Filmemacher*innen.
Anmeldung unter: info@amerlinghaus.at
Veranstaltet vom Kritischen FilmKlub im Amerlinghaus.